Ein Gedicht über Selbstverlust und den Versuch des Wiederfindens.
Erstveröffentlicht auf noahsmindfuck
Gelesen im Freien Radio Salzburg bei der Nachtfahrt und im bei der Poetry Night im KMG.Wien
wer bist du
du hältst mich fest
zum ersten mal umarmt
instantan
du trägst mich davon
deine kraft, weichheit und härte
ich werde von dir erobert
mit und gegen meinen willen
bin ich nicht mehr alleine
weil du mich umarmst
weil du mich trägst
du sagst, du bist alleine
und jetzt bist du bei mir
du sagst, du willst bei mir sein
weil du mich brauchst
und ich brauche dich auch
was bist du
unsere metapher ist der abgrund
anlauf nach hinten, durch die zeit,
wie in einer schleuder gespannt
reißt es uns nach vorne, willentlich,
da nach vorne in dieses schwarze loch, dieses nichts
da wollen wir hin,
gemeinsam springen wir und die tiefe
sie fängt uns auf
sie umarmt uns
wie du mich umarmt hast,
als ich zum ersten mal
in dir versunken bin
du sagst da ist noch wer
du hast da wen in deinem gepäck
einen blinden passagier
den du da hast, den du tolerierst
du sagst du willst bei mir sein
diese deine last findet hier
in meiner nähe rast
du sagst, es tut dir so gut hier bei mir
lass uns springen, in den abgrund
sagst du
du bist nicht alleine und du brauchst die leere
spring mit mir, sagst du
wer sind wir
da sind wir, nach dem springen,
im fallen
da rauscht das schwarz, das nichts
die tiefe in die wir uns gesprungen haben
da zieht sie an uns vorbei
alles, rundherum, schnell,
unglaublich schnell
und wir stehen still
im fallen sehen wir uns
unsere augen verschmelzen
und wir werden eins
Deins
Meins
die zeit hat sich verloren
draußen, endlich
aus diesem universum
lässt es sich so leichtfüßig tanzen
mit dir
für einen moment
stehen die uhren
für immerstill
und dann
eine unsichtbare wand
wird durch mich durch geschlagen
schock
warum fühlt sich das an
als ob ich dauernd
durch harte böden
falle.
hier im fallen
mit dir
hier ein zerbrechen des körpers
hier ein zertrümmerter geist
du schaust mich neben mir an
und verstehst nicht
und siehst nicht
oder siehst du es doch?
wieder zerbreche ich, wieder ein hieb
beton, ich augen auf und durch
ich hab dir versprochen
dass ich bleibe
und du bist auch hier
darum gehe ich durch
durch den bruch
und wieder
wieder
zerschlagen sind diese teile von mir
doch du
ich muss zurück
ich will wieder zu dir
rekonstruiert hab ich mich
für dich
wiederholt hab ich mich
zerbrochen beim fallen
auf den boden geworfen, zerschollen
in stücke geborsten bin ich neben dir,
während du stehst
und mich fragend anschaust
warum brichst du nicht,
und nur ich, rufe ich
du sagst, du hältst dich
an wem anderen fest
das ist nur ein ausflug von vielen
und die aufmerksamkeit
scheint nicht mehr beim fallen
bist du dass denn je?
gefallen?
ich rufe dir zu “falle mit mir”
und du entschwindest
im bruchteil der sekunde
stehst du oben, am abgrund
und ich falle
alleine weiter
so schnell, wie noch nie zuvor
ich bin zerschlagen
zerbrochen
ich hab vergessen, wie es geht
dieses zurück kommen
ganz zu deiner schale wurde ich
jedes neu gebaute werden
ein abbild, von dir gesehen,
gemacht von dir und erlebt von dir
nur du hast mich gesehen
hier beim fallem im abgrund
und ich bin zu deinem blick geworden
beim wiederherstellen
nach jedem zerbrechen
ein teil von dir
dein teil geworden
und ohne dich
nicht
wo bist du
da stehst du oben
am abgrund
oder bist auch du aufgeschlagen?
hast du das zusammen bauen versucht
und nicht geschafft?
oder war dieses fallen nur
virtuell
nicht gemacht sondern
erdacht?
von wem bist du
weg gerannt?
vor mir?
vor dir?
du sagst, er ist dein freund
du sagst, ihr seid verträumt
du hattest behauptet du wärst allein
dann hast du gesagt, der begleiter sei dein
doch jetzt glaube ich
du bist sein
und deine kraft
deine weichheit und härte
entpuppt sich als schein
wer bin ich
und wieder bin ich am zerbrechen
da zerschelle ich
nicht auf dem boden
auch bin ich nicht geworfen
deine hand mit spitzem finger
lässt mich klirren wie gehärtetes glas
da schießt das zerbrechen durch mich
in jedem detail, das ich als deine schale war
du weißt jetzt, wie ich breche
du hast meine heilung
genug beobachtet
du weißt ganz genau wo du hin drückst
zerbreche ich erneut
und bin mir dessen klar
dass jeder bruch
der sich mit deiner seele schmückt
ein schmerz der sich fü immer
in meine Seele drückt
wo hast du den schmerz her
den du in mich versenkst?
wer hat dir angetan
was du mir jetzt schenkst?
du treibst den schmerz
durch jede meiner wände
das ich dich auch nie vergesse
und selbst wenn ich wollte
dich niemals wieder fände
ist jedes bild von dir
das meinen sehnerv wie ein blitz
durchzuckt
eine erinnerung daran
ich dreh mich weg
und schreie, stumm
an jedem ort der mir einen gedanken
an dich
mein körper zuckt
ein stich
jedes mal
zerschmettere und berste ich erneut
wen du auftauchst
in mir
bist du doch übrig in mir nur als bruch
und nicht mehr da
nicht mehr da
nicht mehr
ich und du
hier beginn ich zu verstehen
warum die liebenden
den sterbenden
so nahe stehen
hat mich das leben
doch schon oft zerbrochen
vor dir
weiß ich doch
das hinter jedem bruch ein neuer liegt
und das zerbrochenes
nur dann nochmal zerbricht
wenn es zuvor zum ganzen wird
nur macht das nicht
das jedes brechen weniger im magen gellt
und weiß ich hier bei diesem Brechen nicht
wie ich das jemals tragen soll
wenn es denn wieder kommt
immer, wenn es wieder kommt
wenn du wieder kommst
ich will
dass du mich nicht mehr
zerbrichst
zerbrichst
zerbrichst
zerbrichst
zerbrichst
zerbrichst
zerbrichst
bitte komm zurück
und beibe
so wie du es versprochen hast
bitte gehe nicht